Gratüberschreitungen
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Wiwanni – Augstkummenhorn, Gratüberschreitung 3+
Diese klassische Gratüberschreitung in alpinem und exponiertem Gelände bietet eindrückliche Tiefblicke und strotzt vor landschaftlicher Schönheit. Oft wird der Augstkummengrat im Anschluss an eine Mehrseillängenroute wie etwa der Steinadlerroute oder des Gemsstritts begangen. Auch Anwärter fürs Bietschhorn und Matterhorn besuchen diese Gratüberschreitung oft zu Trainigszwecken.
Zum Begehen solcher Gräte benötigt man Kenntnisse in Routenwahl und Seilhandhabung auch etwas Erfahrung im alpinen Gelände. Oder einfach eine gute Nase. Da sich viele natürliche Sicherungsmöglichkeiten wie z.B. Felszacken vorfinden, wird auf Bohrhaken bewusst meist verzichtet. Schwierigkeit: 3 +; was angesichts einiger Festürme nicht so einfach aussieht.
Route: Im Abstieg vom Wiwannihorn her über den Westgrat umgeht man die ersten zwei Steilstufen rechts auf der Bietschseite. Die restlichen Hindernisse bis aufs Augstkummenhorn erklettert man meist direkt.
Oberhalb (nördlich) des Sattels zwischen dem Klein und Gross Augstkummenhorn bietet sich auch eine Abseilpiste über die Platten (5 x 25 m, Route Männertreu?) als Ausstiegsmöglichkeit an.
Der Gegenaufstieg aufs Klein Augstkummenhorn bietet in direkter Linie eine Seillänge im 4. Grad. Diese kann man auch links umgehen. Für den Abstieg vom Klein Augstkummenhorn folgt man wiederum dem exponierten Grat nach Westen. Obwohl sich nun einige Gelegenheiten anbieten um links abzusteigen, folgt man besser dem Grat bis zu dem Punkt, wo sich der Grat nach Süden und Osten zweiteilt. Südwärts befinden sich Wegspuren entlang des Grates. Diesen folgend gelangt man in eine Art Sattel (neben dem Schepfipfiler). Weiter hinab über unwegsames, gerölliges Gelände zur Hütte.
Man kann den Augstkummengrat auch in die entgegengesetze Richtung, also von West nach Ost überschreiten. Dazu kann vom Gipfel des Kleinen Augstkummenhorns 25 Meter abgeseilt werden (Abseilstelle mit Kette).
Zeit: ca. 2 h vom Wiwannihorn (3001 m ü. M.) bis aufs Augstkummenhorn (2924 m ü. M.) Weiter folgt man direkt dem Grat in Richtung Westen und ersteigt noch das Kleine Augstkummenhorn (2880 m ü. M.). Schöne und exponierte, jedoch leichte Kletterei.
Wiwannihorn bis Tieregghorn und Bietschorn, Gratüberschreitung
Diese lange, wilde und abenteuerliche Gratüberschreitung vom Wiwannihorn über Chrütighorn, Dübihorn, Alpjiahorn, Tieregghorn und weiter über den Südostgrat bis auf das Bietschhorn wird sehr selten begangen und ist auch nur für Kletterer mit angemessenem alpinem Niveau und körperlicher Verfassung zugänglich. Diese (Abenteuer-) Gebiete stellen besondere Anforderungen an die Kletterer. Absicherung wie Zackenschlingen und Friends oder Keile müssen selber angebracht werden. Für Kletterhallenbergführer ist diese Tour nicht geeignet. Die meisten dieser Gipfel sehen vielleicht alle zehn Jahre einen Besucher. Für die gesamte Überschreitung ist eine Biwaknacht mit einzuplanen.
Route: Vom Gipfel des Wiwannihorns steigt man den Blockgrat in Richtung Norden bis ins Wiwannijoch ab. Hier umgeht man auf etwas losen Blöcken einen Gratturm auf der östlichen Seite. Nach dem Wiwannijoch in den Westhang des Chrütighorns queren und über diesen hinauf zum exponierten Gipfel des Chrütighorns (3020 m ü. M.). Nun folgen der Abstieg und die Überschreitung über den exponierten Grat zum Dübigrat, Dübihorn und Alpjiahorn. Hier wechselt das Gestein in den roten Aaregranit und die folgende Überschreitung des Tieregghorns bietet sehr schöne und exponierte Kletterei. Die Hauptschwierigkeiten beim Aufstieg zum Tieregghorn kann man auf der Baltschiedertalseite umgehen. Beim Abstieg vom Tieregghorn ist ein Abseilen nicht unbedingt notwendig. Es lässt sich auch gut abklettern. Vom Tiereggpass bis auf die Südostschulter geht es lange in leichter Blockkletterei hinauf. Die anschliessende Begehung des Bietschhorn-Südostgrates bietet zuerst sehr schwierige Kletterei in bestem Fels. Nach dem ersten ausgeprägten Stand nicht links dem Riss mit dem geschmiedeten Haken folgen, sondern etwa zwei Meter nach rechts in etwas leichterer Kletterei hoch. Wenig Absicherungsmöglichkeiten, ebenso am zweiten Gratturm. Nun folgt ein sehr exponiertes Gratstück zur 20 Meter Abseilstelle. Der folgende grosse, überhängende Turm (Pilz) wird ganz oben nach rechts umgangen.
Die einzelnen Gipfel vom Wiwanni- bis Bietschhorn können auch direkt vom Bietschtal oder Baltschiedertal bestiegen werden. Vor allem das Tieregghorn bietet einen sehr interessanten Aufstieg vom Baltschiedertal über den Südostgrat und ist mit dem Abstieg in Richtung Tiereggpass ins Bietschtal eine grossartige Tagestour.
Für eine ausführliche Beschreibung verweisen wir auf den Hochtourenführer des Schweizer Alpen Clubs, Berner Alpen 3.
Kletterführer Wiwanni 2022