«Nasulecher» – Nasenlöcher Bietschtal
Die Nasenlöchern im Bietschtal sind ein Ort, wo Sage und Wirklichkeit eng aufeinandertreffen. Der Sage nach wurde einst das Wasser für die Wiesen und Äcker oberhalb Ausserberg einmal mehr knapp. Es kam zu einem Streit zwischen den Alpgeteilschaften und zu einer tödlichen Auseinandersetzung zwischen den beiden Wasserhütern der Alpen Raaft und Leiggern, die zugleich auch Brüder waren. Dieser Brudermord wurde durch das Versiegen der Quelle am Wiwannihorn gesühnt. An der steilen linken Talseite des Bietschtals aber floss von nun an das Wasser der Nasenlöcher. Darauf wiederum sollen die Ausserberger versucht haben, die Löcher mit Balken zu versperren, um so das Wasser in seine ursprünglichen Bahnen zurückzustauen. Sie hatten die Kraft des Wassers jedoch unterschätzt – ihre Holzmauer zerbarst kurz darauf.
Obwohl man die Sage über Jahrhunderte immer wieder erzählte, hat man die ca. 25 Meter lange Höhle mit dem sagenhaften Holz im See und den ausgemeisselten Rinnen erst 1938 wiederentdeckt und man wundert sich, dass diese Sage noch heute handfeste Beweise für ihren Wahrheitsgehalt liefert. Übrigens stimmt die Namensgebung Nasulecher mit dem Erscheinen der Höhle wunderbar überein und wird physiologisch gar um ein Ohrloch bereichert!
Anfangs der neunziger Jahre haben die Bergführer von Ausserberg den Zustieg zu den Nasenlöchern mit Bohrhaken und Ketten etwas abgesichert. Trotzdem ist dieser Zustieg, obwohl klettertechnisch einfach, recht exponiert. Insgesamt eine sehr schöne Tagestour in eindrücklicher Landschaft.
Zustieg: Von der Wiwannihütte steigt man über den schmalen Weg an den Hängen des Augstkummenhorns zur Waldgrenze beim Arbol ab. Von hier entlang dem Grat über Wegspuren bis zum Trosibodu (1764 m ü. M., Koordinaten 630 050/130 900). Von hier steigt man durch einen eindrücklich urwüchsigen Wald über Wegspuren in Richtung Bietschtal hinab. Der Weg wird zunehmend wilder und exponierter (Anseilen empfohlen). Nach einer 40 Meter langen Kette überquert man Gräben und Plattenfluchten. Immer wieder dienen Bohrhaken als Sicherungsmöglichkeit und Farbtupfer als Wegweiser. Die Löcher werden erreicht, indem man sie zuerst auf der Bergseite umgeht (Wegspuren). So gelangt man zum Eingang des linken Nasenlochs und steigt ausgerüstet mit Taschenlampe in die zunächst noch enge Höhle. Weiter hinten wird die Höhle geräumiger. Der berauschende Geräuschteppich des Wassers kann vielleicht auch beängstigen. Weiter hinten gelangt man ins Gehirn des Berges mit einer Grotte und einem kleinen See. Hier findet man die Holzbalken mit den gemeisselten Rinnen. Durch das Ohr verlässt man schlussendlich die Höhle wieder ins Freie.
Abstieg ins Bietschtal: Ca. 150 Höhenmeter auf Wegspuren in etwas wildem Gelände 20 Meter parallel versetzt zum Bachlauf. Dann steigt man ab durch den Wald nach rechts haltend, entlang von Wegspuren über Steilstufen, die teils mit Ketten gesichert sind, hinunter bis zur Brücke über den Bietschbach (ca. 1 h). Weiter über den Talweg bis zum Wanderweg nach Ausserberg 1,5 h.
Zusätzliche Informationen: Wiwannihütte oder Alpinschule Bietschhorn Ausserberg, www.alpinschule.ch.
Ausrüstung: 30 m Seil sowie einige Karabiner zur Zwischensicherung sind von Vorteil, Taschenlampe.
Landeskarte: 1: 25 000 Blatt Raron (Nr. 1288)
Zeit: Total 6 h; Wiwannihütte – Trosiboden 1,5 h; Trosiboden – Nasenlöcher 1 h; in der Höhle ca. 1 h. Abstieg ins Bietschtal und nach Ausserberg etwa 2,5 h.